Fisch muss schwimmen, Text: Dimitri Ladischensky, Fotos: Ed Kashi, »mare« 38/2003, Er hatte zwei Träume. Den einen trugen ihm die Wellen zu, eines Nachts, als er wach dalag und die Wogen an die Mauer seines Hauses klatschten. Er öffnete die Luke über seinem Bett, legte sich wieder hin und schaute. Zuerst verschwamm der Himmel vor lauter Tränen. Dann tauchten Sterne auf, der Mond. Er träumte sich die Nacht hell wie den Tag und die See glatt wie einen Spiegel. Er sah Wolken darin schwimmen, klar und ruhig. Er träumte, dass ihm Kiemen und Fischschwanz wuchsen, träumte, wie die Wellen ihn mitnahmen, weit hinaus aufs Meer, bis sie schließlich über seinem Kopf zusammenschlugen und über ihn hinweggingen. Alles verstummte, nichts war mehr zu hören. Nicht die Worte der Mutter, nicht das Gelächter der anderen. Nur das Murmeln von Wasser. Er lauschte. Da hörte er seinen kranken Bruder rufen. Und damit war der Traum dann auch irgendwie immer zu Ende.

Fisch muss schwimmen

Text: Dimitri Ladischensky, Fotos: Ed Kashi, mare 38/2003

Er hatte zwei Träume. Den einen trugen ihm die Wellen zu, eines Nachts, als er wach dalag und die Wogen an die Mauer seines Hauses klatschten. Er öffnete die Luke über seinem Bett, legte sich wieder hin und schaute. Zuerst verschwamm der Himmel vor lauter Tränen. Dann tauchten Sterne auf, der Mond. Er träumte sich die Nacht hell wie den Tag und die See glatt wie einen Spiegel. Er sah Wolken darin schwimmen, klar und ruhig. Er träumte, dass ihm Kiemen und Fischschwanz wuchsen, träumte, wie die Wellen ihn mitnahmen, weit hinaus aufs Meer, bis sie schließlich über seinem Kopf zusammenschlugen und über ihn hinweggingen. Alles verstummte, nichts war mehr zu hören. Nicht die Worte der Mutter, nicht das Gelächter der anderen. Nur das Murmeln von Wasser. Er lauschte. Da hörte er seinen kranken Bruder rufen. Und damit war der Traum dann auch irgendwie immer zu Ende.

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