Text: Nicol Ljubié, Fotos: Andreas Herzau, Spiegel spezial
Niemand in Bhedwal, dem Dörfchen im indischen Pandschab, konnte erklären, was diesen Jungen nach Deutschland getrieben hatte. Zurück bekamen sie ihn in einer Holzkiste.
Text: Nicol Ljubié, Fotos: Andreas Herzau, Spiegel spezial
Niemand in Bhedwal, dem Dörfchen im indischen Pandschab, konnte erklären, was diesen Jungen nach Deutschland getrieben hatte. Zurück bekamen sie ihn in einer Holzkiste.
Text: Ania Faas, Fotos: André Lützen, NZZ-Wochenend
Sonnenschirme über den weißen Plastiktischen, an jedem Ausgang ein Barbecue, ein Swimmingpool vor dem Tresen. „Boom, boom, boom, I want you in my room“, hämmert es aus den blumengeschmückten Lautsprechern. Auf der Tanzfläche umarmt Charlotte eine Freundin, die zwei Muscheln als Bikini-Oberteil trägt. Badelatschen und dunkle Brillen gehören heute im „Sliabh Dubh“ zur Standardverkleidung. Das Bier fließt in Strömen, die Männer jedenfalls können sich mit dem exotischen, gelblich schimmernden „Sex on the Beach“-Cocktail nicht anfreunden, das ist etwas für Mädchen.
Text: Andreas Altmann, Fotos: Rolf Nobel, Focus
Schönes Frühstück. Der kühle Orangensaft, der warme Toast, die diskrete Umsicht des Personals. Blick durch das Restaurantfenster auf den fehlerlos blauen Himmel über einer atemberaubenden Stadt. Wie fast jeden Sommermorgen protzt Kapstadt mit seinen Wundern. Noch mitreißender aber heute die Überschriften der Tageszeitungen: Mister F. W. de Klerk, ehemaliger Präsident des Landes, Träger des Friedensnobelpreises und 39 Jahre lang unbescholtener Ehegatte, hat sich verliebt. In die aparte Griechin Elita. Beide – Frederik Willem und Elita – hätten energisch versucht, den losbrechenden Gefühlen Einhalt zu gebieten. Vergeblich: „… finally we succumbed“, zuletzt erlagen wir ihnen. Das Foto daneben zeigt zwei glückliche, von der Liebe gezeichnete Gesichter.
Text: Roland Brockmann, Fotos: Max Lautenschläger, mare
KLACK…KLACK…KLACK… müde Finger kippen die Schalt am Sicherungskasten um, und mit einem letzten nervösen Aufflackern verabschieden sich die Neonröhren, tauche das Strandcafé in stille Dunkelheit. Übrig bleibt allein das ferne Geräusch der Turbinen der Süßwasserfabrik, die hinter dem Trockendock rund um die Uhr wie ein Düsentriebwerk eines Jumbo-Jets heulen und pfeifen.
Text: Wolfgang Michal, Fotos: Jordis Schlösser, Geo
Draußen gießt es, der kalte Ostwind schlägt die Plastikplanen an den Verschlag. Dollar und Sanda sitzen in ihrer fensterlosen Hütte und sehen fern. Im Bett liegt Dollars Vater, die Decke bis zum Kinn hochgezogen. Seit ihn ein Bulldozer angefahren hat, schmerzen die Glieder. Am Fußende hockt Dollars geistig behinderter Bruder Chris. Er will sich gar nicht beruhigen über das, was er sieht: Ausgezehrte Frauen schleppen Steine aus Ruinen, schichten sie zu Haufen. Panzer fahren durch eine zerstörte Stadt. Es ist ein Dokumentarfilm über die Nachkriegszeit in Berlin. „Da, sieh mal, Vater“, sagt Chris, „es gibt auch anderswo Leute, die arm sind. Willst du arm sein, und dazu noch im Krieg?“
Text: Cordt Schnibben, Fotos: Thomas J. Müller, Spiegel reporter
Im Hollywoodfilm „Die Klapperschlange“ war es eine Schreckensvision – ganz Manhattan ein Gefängnis. In Bolivien ist der Knast ohne Wärter wahr geworden. Hinter hohen Mauern sind 2346 Gangster sich selbst überlassen und stehlen, foltern und morden. Drei Deutsche müssen in diesem Zuchthaus der Zukunft überleben.
Text: Volker Handloik, Fotos: Frank Schultze, Focus
Angst. Die Leute vom Parque Uribe in der kolumbianischen Stadt Armenia kennen die Angst. Angst in jeder Nacht. Angst vor den Katzen, die zur Nachtzeit über die eingestürzten Dächer schleichen, vor den Ratten, die in den Trümmern rascheln, vor fremden Geräuschen, vor dem Wind. Vor einer neuen Nacht.
Text: Anke Sparmann, Fotos: Christoph Seelbach, stern
Sie können weder hören noch sehen, die Kinder im Potsdamer Oberlinhaus. Aber manchmal gelingt es ihnen, mit einer Gebärde, einem Händedruck teilzuhaben an unserem Leben.
Text: Rainer W. Fabian, Fotos: Christopher Pillitz, Geo
Dies ist die Geschichte von Júlio, dem Enkel schwarzer Sklaven und Tagelöhner aus dem Hinterland von Bahia, der in seinem langen Arbeitsleben 5000 Tonnen Rohkaka mit den bloßen Füßen klumpenfrei getreten und nie ein Stück Schokolade gegessen hat. Dies ist auch die Geschichte der „Princesa“, einer Kakao-Fazenda am Rio de Contas, die in Ruinen liegt und auf der die Landarbeiter in diesem Jahr noch einmal das Johannisfest feiern, vielleicht zum allerletzten Mal.
Text: Christian Schmidt, Fotos: Manuel Bauer, Geo
Alle Menschen sind gleich, alle helfen allen, es gibt keinen Privatbesitz. Auf Tristan da Cunha, der abgelegensten bewohnten Insel der Welt, sollte die perfekte Gesellschaft entstehen. Das war das Ziel der Walfänger, Schiffbrüchigen und Soldaten, die als erste Siedler in die Abgeschiedenheit des Südatlantiks gekommen waren. Jetzt, nach 200 Jahren, droht das Experiment zu scheitern.