Schlagwort: 2003

  • Noch mal leben vor dem Tod

    Noch mal leben vor dem Tod

    Text: Beate Lakotta, Fotos: Walter Schels, Der Spiegel 26/2003

    Die meisten Ärzte kapitulieren, wenn sie nicht mehr heilen können zu Unrecht. Die Erfahrung in Hospizen wie dem Berliner Ricam beweist, dass sich das Leiden Todkranker immer besser lindern lässt. Schwerer ist es oft, die Seele des Sterbenden mit dem Tod zu versöhnen.

  • Fisch muss schwimmen

    Fisch muss schwimmen

    Text: Dimitri Ladischensky, Fotos: Ed Kashi, mare 38/2003

    Er hatte zwei Träume. Den einen trugen ihm die Wellen zu, eines Nachts, als er wach dalag und die Wogen an die Mauer seines Hauses klatschten. Er öffnete die Luke über seinem Bett, legte sich wieder hin und schaute. Zuerst verschwamm der Himmel vor lauter Tränen. Dann tauchten Sterne auf, der Mond. Er träumte sich die Nacht hell wie den Tag und die See glatt wie einen Spiegel. Er sah Wolken darin schwimmen, klar und ruhig. Er träumte, dass ihm Kiemen und Fischschwanz wuchsen, träumte, wie die Wellen ihn mitnahmen, weit hinaus aufs Meer, bis sie schließlich über seinem Kopf zusammenschlugen und über ihn hinweggingen. Alles verstummte, nichts war mehr zu hören. Nicht die Worte der Mutter, nicht das Gelächter der anderen. Nur das Murmeln von Wasser. Er lauschte. Da hörte er seinen kranken Bruder rufen. Und damit war der Traum dann auch irgendwie immer zu Ende.

  • Helenes Abschied

    Helenes Abschied

    Text: Angela Wittmann, Fotos: Jörg Gläscher, Brigitte 14/2003

    Wie viel Erinnerung kann man sammeln in sieben Wochen? Was will man nie vergessen, wenn man nur noch einen Sommer hat in Kein Glück?

  • Kalmykien INC.

    Kalmykien INC.

    Text: Rico Czerwinski, Fotos: Andri Pol, Das Magazin 33/2003

    Kalmykien war ein staubiger Streifen am Unterlauf der Wolga. Bis ein halbirrer Fantast Präsident wurde und das ganze Land in eine Aktiengesellschaft verwandelte. Ein Staatsbesuch.

  • Lietzows Leben

    Lietzows Leben

    Text: Maik Brandenburg, Fotos: Andreas Große, mare 39/2003

    Heinz Lietzow ist ein kleiner, sehr gebeugter Mann von bald 86 Jahren. Ließen sich dauerhafte Spuren ins Wasser furchen, die Gelinger Bucht nahe Flensburg und dem dänischen Sonderburg wäre zerschrammt vom Kiel seiner Boote. Seit 40 Jahren fischt er Hering, Dorsch und Butt aus diesen Gründen, nur einen knappen Fluch unter Land und nahe einer lehmigen Wulst, die sich auf Seekarten als Klippe brüstet. Hering, Dorsch und Butt im ständigen Fier und Hiev seiner Netze. Aal nicht mehr, der ist verschwunden, seit die Kormorane geschützt werden, die schlimmsten Geschöpfe auf Gottes Erden. Lietzows Schimpf ist leise, sein Reden ein exotischer Akzent in dieser Gegend: So sprach man vor Zeiten in Nickelswalde, Mikoszewo heute, Polen.

  • Die letzte Wachmannschaft der Al-Zahraa

    Die letzte Wachmannschaft der Al-Zahraa

    Text: Andreas Wenderoth, Fotos: Jesco Denzel, mare 41/2003

    Von hier oben, sagt Adel, sieht man die Welt ganz klar, das Leben ist nicht kompliziert, es gibt keine Nöte, alles ist geordnet und leicht. Auf einem Schaukelstuhl, den er irgendwo im Inneren der Al-Zahraa gefunden hat, sitzt Adel Jewad Kadem an seinem Lieblingsplatz. Deck 3 zwischen Brücke und Hubschrauberlandeplatz: Von hier aus kann er die auslaufenden Schiffe betrachten, das Panorama der gepflegten Hafengebäude, die Passanten, die verwundert stehen bleiben, ein paar Worte mit der Ehefrau wechseln, manchmal auch winken und dann ihren Gang mit erhöhter Geschwindigkeit fortsetzen, so, als ob der Rost des Schiffes sonst auch von ihnen Besitz ergreifen könnte.

  • Manila

    Manila

    Text: Christoph Kucklick, Fotos: Peter Ginter, Geo 9/2003

    Der Regen bringt alles, was ich hasse, sagt Alicia Estebar und kratzt sich die schorfigen Unterarme. Er bringt Allergie und Infektionen, Ratten und Mücken, Arbeitslosigkeit, Schulden und Streit. Und er bringt die Erinnerungen. Die vor allem.

  • Die Herren der Ringe

    Die Herren der Ringe

    Text: Cornelia Fuchs, Fotos: Jocelyn Bain Hogg, Stern 49/2003

    Am Testosteron fehlt es nicht. Das wabert in dicken Schwaden durch die Kneipe. Wahrscheinlich kommen sich die Kerle ganz schön verboten vor. Männlich. Animalisch. Mit Bizeps, so groß wie Bowlingkugeln, sitzen sie im Foxwood Free Pub, die Glatzen rasiert, die Oberarme tätowiert. Sitzen da, 300 Mann, und warten auf einen, der noch männlicher, noch animalischer, noch gewalttätiger ist als sie. Dave Courtney, Schuldeneintreiber, Mörder, Bestsellerautor.

  • Indische Großfamilie

    Indische Großfamilie

    Text: Johanna Wieland, Fotos: Dilip Mehta, Geo 11/2002

    Diese Stimme: Meistens röhrt sie heiser. Aber sie kann sich auch zu einem schrillen Tremolo aufschwingen, kann sich in unartikuliertem Geschrei verausgaben, in dem alle Worte ineinander fallen zum Ausdruck schierer, sinnloser Wut. Die Stimme flucht, befiehlt, fordert: … du Hurensohn! .. Hau ab! ….. Komm her! … Arbeite, du Schlampe!

  • Gottes vorderste Front

    Gottes vorderste Front

    Text: Bernhard Borgeest, Fotos: Franz Killmeyer, Focus 17/2003

    In Höhlen und Hütten auf dem Berg Athos ringen orthodoxe Eremiten mit dem Satan. Die Polizei soll die radikalen Einsiedler vertreiben.

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